Dienstag, 28. August 2012

Letzte Nacht ist meine Welt zusammengebrochen. Jetzt habe ich Angst.

Man lebt sein Leben, irgendwie, ganz normal, 
und dann passiert plötzlich etwas, das einen total erschüttert. 
Man sieht oder hört etwas und aufeinmal zerplatzt alles, 
was man ist, was man tut
in tausend scharfkantige Splitter bitterer Erkenntnis.


Ein neuer Tag bricht an. Ich verschlafe, bekomme es aber trotzdem hin, pünktlich am Zug zu sein. Eine Schulfreundin steigt unterwegs ein, planzt sich neben mich, und fängt an ihre Gute-Laune auszustrahlen. Von jetzt auf gleich muss ich den Schalter umlegen. Kein gesenkter Blick mehr, keine leeren Augen, kein nachdenklicher Blick aus dem Fenster. Ich wende mich ihr zu, wende mich allen anderen diesen Tag zu. "Und weißt du, ich freue mich so auf diesen und jenen Tag, da kommt ein Freund und wir gehen tanzen....etc." Schön das es Menschen gibt, die Freude an irgendetwas haben. Ich zeige Interesse. Für sie und ihr Leben. Stelle Fragen, zeige alle möglichen Reaktionen. Am Abend bin ich wieder allein im Zug. 
 Habe den Tag hinter mich gebracht, wie es scheint, aber nein, da kommen sie wieder. Dunkle Gedanken ziehen mich auf ihre Seite und ich steige vom Zug in die schwarze Wolke hinein. Den klaren Himmel lass ich hinter mir. Mich zieht es wie ein Abflussrohr in den nebelartigen Abrund in mir. Ich wehre mich nicht mal mehr. Ich wünschte, mir sei wirklich alles egal. Nicht nur ein paar Dinge in dieser Generation. Schon vor einigen Tagen begrüßten mich die Suizidgedanken wiedermal. Das Abflussrohr ist verstopft. Der Nebel hält mich fest. Ich bin orientierungslos und weiß nicht, wohin zuerst. An den Wänden feuchter Dreck, von der Decke tropft es. Ich kleb auf der Folterbank meines Lebens fest.

Morgen ist ein neuer Tag. Aber selbst dieser wird ein einziges Schauspiel. Es schmeckt schon fast wie Blut. Der geplatzten Wunden wegen. Wenn etwas zerstört ist, bleibt es das. Ich hänge an der Zerstörung. Ich begebe mich in Gefahrenzonen, erschaffe mich selbst zum Biest. Bin für andere da, aber verletze sie gleichzeitig, was mir später sehr leid tut. Ich entschuldige mich jedesmal, selbst wenn ich nicht Schuld habe. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich mache und warum. Ich weiß nur, dass ich etwas zutun habe. Weiß, dass ich dies das erledigen muss. Wenn nicht das, was dann? Morgen ist ein neuer Tag. Ich habe Kopfschmerzen. Ich will keinen neuen Tag. Ich lenke mich ab, habe ein Treffen mit einem Kerl, der tiefsinnige Absichten hat und mal sehen, ob ich mich fallen lasse. Ein schlechtes Gewissen habe ich. Es gibt ja einen Mann, den ich lieber sehen würde. Aber dieser lässt mich gehen. Und so bleibt mir nichts anderes, als die Flucht vor dieser Enttäuschung. Sonst zerplatzt nicht nur meine Welt, sondern auch mein Leben.

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